Ein Geist namens Evelyne

    Nicky berichtet:

        "Diese Geschichte fängt mit einem Klischee an.

        Dennoch möchte ich betonen, dass es sich genauso zugetragen hat, auch wenn ich mir bewusst bin, dass Gläserrücken kein Spiel ist und man eigentlich zu 98% sich mit seinem eigenen Bewusstsein unterhält!

        Es war am 17.06.1994, als ich mit einer gemeinsamen Freundin auf die Idee kam, nach langer Zeit mal wieder Gläser zu rücken. Wir trafen sämtliche dafür notwendigen Vorkehrungen und fingen an, einen Geist zu rufen, naja aus längerer Erfahrung war dies irgendwie nicht mehr nötig, denn meistens war der Kontakt auch ohne Anrufung bereits vorhanden! Nach einer Weile des Rückens, kam immer wieder ein SOS dazwischen, was überhaupt nicht in den eigentlichen Ablauf passte und das ließ mich dann schon stutzig werden. Ich hatte wirklich das Gefühl, als wollte sich "Etwas" in die laufende Unterhaltung einmischen und ich fragte, wer denn da sei, daraufhin bekam ich die Antwort: Evelyne!

        Der Name Evelyne sagte mir rein gar nichts und ich fragte wer sie denn sei und was sie wolle, sie schrieb zurück: "SOS MAMA". Ich verstand nicht, was sie meinte und fragte erneut, doch wieder bekam ich nur ein: "SOS MAMA". Kurz danach kam ein: "SOS MAMA IN NOT". Ich fragte, wer sie denn sei und welche Mutter in Not sei und ob man helfen könnte, sie meinte daraufhin: "UNSERE MAMA IN NOT". Ich war verdutzt, denn wieso sagte sie UNSERE MAMA?!

        Ich sagte ihr, dass mit meiner Mutter alles in Ordnung sei, aber ich nicht wüsste, wie es ihrer Mutter geht, weil ich sie ja nicht kenne. Da meinte sie: "ICH BIN DEINE ZWILLINGSSCHWESTER". Ich sagte ihr, dass ich keine Zwillingsschwester habe und ich war überzeugt, dass mein allseits bekannter Begleiter mich wieder auf die Schippe nehmen wollte und testete sie *was im nachhinein eigentlich total idiotisch war, denn es ist sinnlos eine Frage zu stellen, deren Antwort man eigentlich selber ja bereits kennt*. Ich fragte nach meinem Geburtstermin und sie sagte: "12.FEBRUAR 1975" Ich lachte und sie fügte hinzu: "GEBOREN WURDEN WIR AM 11.01.1975".

        Ich wurde stutzig, denn das Datum war korrekt, also rief ich meine Mutter an und fragte nach meinem eigentlichen Geburtstermin, denn mir war nie bewusst, dass ich nie danach gefragt hatte. Für mich war klar 11.01.1975, dass es natürlich auch einen errechneten Termin gab und ich ein 8. Monatskind war, hatte ich total vergessen! Meine Mutter sagte, dass der eigentlich errechnete Geburtstermin der 12.2.1975 war. Ich war wirklich geschockt, denn ich wusste diese Angaben ja nicht.

        Woher wusste Evelyne von dem eigentlichen Geburtstermin?!

        Nach dem Gespräch mit meiner Mutter war ich irgendwie sauer, ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich so auf die Schippe genommen. Ich war davon überzeugt, dass eine Art Neckgeist sich eingeklinkt hat, um mich mal so richtig auf's Korn zu nehmen und ich antwortete schon recht flappsig: "Sorry, ich hab aber nur eine jüngere Schwester, ich bin kein Zwilling!"

        Ich war wiederum über ihre Antwort doch sehr erstaunt, sie sagte: "DANN GEH DOCH ZU DEINER SCHWESTER!" Sie schien richtig sauer darüber zu sein, dass ich ihr keinen Glauben schenken wollte. Ich sagte, dass sie es akzeptieren müsse, ich bin kein Zwilling und habe eben nur diese eine Schwester. Daraufhin meinte sie: "WIR HATTEN EINE TOLLE ZEIT IN MAMAS BAUCH!"

        Dann fügte sie noch etwas Seltsames hinzu, sie sagte: "ICH HABE DIE GLEICHE NARBE WIE DU, NUR AN DER RECHTEN HAND"!

        Hört, hört! Ich war nun wirklich von der Rolle, ich habe in der Tat eine Narbe auf dem linken Handrücken in Form eines Auges. Ich bin, wie ihr ja bereits wisst, ein 8. Monatskind und wurde per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Sie haben bei der Operation meine Hand aus versehen mit aufgeschnitten, sodass nun diese hässliche Narbe meinen Handrücken ziert! Ich war schockiert, aber zugleich auch sehr fasziniert, denn irgendetwas war ganz anders als sonst. Dieser Kontakt war so intensiv, so klar, es war wirklich als wäre etwas am Werk, was unbedingt Kontakt zu mir suchte.

        Die Unterhaltung wurde auch kein einziges Mal unterbrochen. Alle Antworten kamen klar und flüssig rüber, ganz anders eben wie sonst. Es war nicht so, als hätte ich zu dem Zeitpunkt das erste Mal Kontakt mit Wesenheiten über das Glas gehabt, ich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 3 Jahre Erfahrung in diesem Bereich! Ich war wie in einen Bann gezogen, wenngleich ich auch völlig hin und her gerissen war. Ich wollte nicht glauben was ich da las, aber rein theoretisch wäre es möglich gewesen, dass ich einen Zwilling gehabt haben könnte!

        Meine Mutter war mit mir bereits im 5ten Monat schwanger als sie zum Arzt ging. Ultraschall gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, das kam erst kurze Zeit später. Das war die erste und letzte Untersuchung, die meine Mutter machen ließ. Evelyne berichtete mir so einiges, was ich letztendlich immer als Humbug abgetan hatte. Sie machte mir einerseits Angst, andererseits wollte ich den Kontakt zu ihr nicht verlieren, ich wollte mehr über sie erfahren. Ich wollte wissen "wer" oder "was" Evelyne in Wirklichkeit war! Sie erzählte mir, dass wir nach der Geburt voneinander getrennt wurden und dass sie in eine andere Familie kam. Sie erzählte mir, sie habe ihren Bruder dabei und dass sie ermordet wurden!

        Das war doch mal wieder sowas von typisch, wenn man Kontakt zu einer Wesenheit hat, dann sind alle immer unter ganz dramatischen Umständen ums Leben gekommen. Hier war es also auch der Fall, das war mal wieder so richtig typisch!

        Wir hörten an diesem Abend auf und verabredeten uns kurzerhand für den nächsten Tag. Ich hatte nicht damit gerechnet, aber kaum waren unsere Finger auf dem Glas, meldete sich auch schon wieder Evelyne. Sie bat uns diesmal darum, ein Fotoalbum rauszuholen, sie wollte so gerne Familienbilder sehen. *Ich wohnte zu dem Zeitpunkt bei meiner Freundin, Evelyne wollte sich die Bilder von meiner Freundin anschauen*. Meine Freundin holte ein Fotoalbum raus und schlug es auf. Evelyne sagte uns immer, wann wir umblättern sollten! Ich bemerkt recht schnell, dass sich Evelyne eingehend die Bilder von den Kindern meiner Freundin anschaute oder Bilder von Tieren im Zoo. Fotos auf denen Erwachsene zu sehen waren, schien sie nicht zu interessieren.

        Der Kontakt war so faszinierend und ich merkte schon recht bald, dass was immer auch da war, mich bereits gefesselt hatte. Es verwirrte meine Sinne, es klang zwar alles wie aus einem billigen Horrormovie, aber dennoch wollte ich, dass ein Funken Wahrheit darin steckt!

        So verabredeten wir uns wiederum für den nächsten Tag und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Der Kontakt war wie erwartet sofort da, doch diesmal wollte Evelyne was ganz Besonderes, sie wollte malen! Meine Freundin hatte einen weißen Wohnzimmertisch und Evelyne wollte, dass wir am Glas einen Bleistift anbringen, damit sie was auf den Tisch malen konnte. Also haben wir ihr diesen Gefallen getan, ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich zu ihr hingezogen und ich wollte sie nicht verletzen, indem ich ihr etwas abschlug! Also befestigten wir einen Bleistift mit Tesa an dem Glas und sie fing an zu malen. Sie malte Kinderhände auf den Tisch

        Dann wollte sie dass wir den Tisch reinigen und sie fing erneut an zu malen. Diesmal malte sie ein wirklich hässliches Gesicht und ich fragte, wo sie denn sowas hässliches gesehen hatte?! Ich nahm zu diesem Zeitpunkt an, dass wenn man im "Jenseits" ist, man solch hässliche Fratzen nicht zu sehen bekommt! Sie schrieb als Antwort auf den Tisch: "BEI MAMA"

        Ich wollte ein Bild von dieser Fratze machen und fragte meine Freundin ob sie eine Kamera hätte. Sie holte ihren Fotoapparat raus und schoss ein Bild:

Ich weiß nicht warum, aber es ließ mir innerlich keine Ruhe und ich wollte nicht darauf warten, bis wir den Film entwickeln ließen. Ich fragte meine Freundin, ob sie eine Polaroidkamera habe, denn ich wollte das Resultat sofort sehen. Sie holte eine Polaroidkamera raus und fotografierte von der gleichen Stelle aus den Tisch ein weiteres mal! Mich traf der Schlag, als das Bild aus der Kamera kam. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Bild, doch meine Freundin meinte, dass sich das Bild erstmal entwickeln müsste!

Nach kurzer Zeit meinte auch sie, dass ich wohl recht hätte, das Bild sah doch ganz anders aus. Es war kaum zu glauben, nachdem das Bild nun vollständig erschienen war, war auf dem Bild der weiße Wohnzimmertisch zu sehen. Die gemalte Fratze war nicht zu erkennen, sondern es sah aus wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie. Man sah ein Mädchen ca. 14 Jahre alt und ein Baby ca. 8 Monate alt, das grade im Begriff war, seinen Daumen in den Mund zu stecken!

Wir waren wirklich geschockt und konnten die Augen nicht ablassen von dem Bild. Es war irgendwie weniger schockierend diese zwei Kinder auf dem Bild zu sehen, sondern es war erschreckend, dass das Mädchen aussah wie ich in diesem Alter. Es glich mir wirklich fast bis aufs Haar!

Nach kurzer Zeit, erschienen auf dem Bild rostrote Punkte, die langsam an den Körpern runter lief. Es hatte den Anschein, als würden die Körper bluten. Nochmals einige Minuten später erschien in der Mitte der Körper helle Lichtpunkte, die sich langsam über die ganzen Körper ausbreitete und die Körper im Nichts verschwinden ließen!

Das Einzige, was man jetzt noch auf den Bildern erkennen kann, sind hellgelbe Schatten an den Stellen, wo das vermeintliche Blut runter gelaufen ist. Die eigentliche Fratze ist so nicht mehr zu erkennen, nur das Glas lässt erahnen, dass es sich dabei um das gleiche Bild handelt!

Um die gleiche Ansicht zu haben, wie ich sie damals hatte, muss man das Bild auf den Kopf drehen. Dort wo jetzt das Datum und die Uhrzeit steht, waren die Köpfe der Kinder. Man muss das Bild also um 180° drehen!

Info: Zwischen den beiden Bildern liegt eine Zeitspanne von ungefähr 2 Min. vor!

Es hat auch über 4 Jahre gedauert, bis ich festgestellt habe, dass eine Anomalie auf dem Bild zu sehen ist. Wenn man genau hinschaut, sieht man auf dem normalen Foto die Fratze und auch das Glas ist sehr gut zu erkennen. Das Seltsame aber an diesem Bild ist, dass der Bleistift - wenn man genau hinsieht - nicht außerhalb von dem Glas ist, sondern quer in dem Glas drinsteckt und außerhalb am Glas ist noch sehr gut das Tesa zu erkennen!

Das Komische daran ist aber, dass das Glas von uns nicht berührt wurde. Auch steht das Glas verkehrt herum auf dem Tisch, also mit dem Boden des Glases nach oben. Der Bleistift ist größer als das Glas selbst. Es ist eigentlich nicht möglich, dass der Bleistift quer im Glas stecken kann, da das Glas eigentlich dann eine schiefe Position einnehmen würde.

Während man auf dem Polaroidbild wiederum gut erkennen kann, dass der Bleistift außerhalb vom Glas befestigt ist und dass der Bleistift auch weit über das Glas hinausragt.

Nach diesem wirklich seltsamen und zugleich schockierenden Ereignis, wollte ich keinen Kontakt mehr zu Evelyne haben. Es war mir zu suspekt und ich konnte und wollte nicht annehmen, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.

Doch werde ich je wieder eine Begegnung mit Evelyne haben??..."

~*~

Ein Geist namens Evelyne (Teil 2)

Nicky berichtet:

Ich habe eine Freundin mit der mich so einiges verbindet, ich würde schon fast von einer Art Seelenverwandtschaft sprechen. Es war oft so, dass wir uns gegenseitig in unseren Träumen besuchten. Und einmal hatten wir ein gemeinsames - wenngleich auch seltsames - Erlebnis. Wir beide hatten in einer Nacht denselben Traum!

Für das bessere Verständnis muss ich etwas weiter ausholen. Meine Freundin hat extreme Träume: Sie schlafwandelt und spricht im Schlaf. Man kann durchaus auch von einer medialen Fähigkeit sprechen, allerdings ist das kein Thema für sie.

Des weiteren ist es erwähnenswert, dass die Geschichte, die ich jetzt berichte, vier Jahre später nach dem ersten Kontakt mit Evelyne erfolgte und dass ich meiner Freundin Sandy niemals von meinem ersten Erlebnis mit Evelyne erzählt habe!

Beginnen wir mit dem unheimlichen Erlebnis, das wir beide nun teilen durften...

~*~

Sandy verbrachte ein Wochenende bei mir. Wir hatten wie immer eine menge Spaß miteinander. Der Freitagabend war sehr anstrengend, da wir mit weiteren Freunden ausgiebig gefeiert hatten.

Wir sind Samstag schon bei Zeiten wieder raus, weil wir noch in die City gefahren sind. Gegen Mittag kamen wir heim und Sandy sagte mir, dass sie sich noch einen Moment ausruhen wolle. Ich sagte ihr, dass ich in der Zwischenzeit das Mittagessen machen will und sie dann wecken werde, wenn das Essen fertig sei.

Gesagt - getan, ich begab mich hinter meinen Tresen, ich hatte nur eine Einraum-Wohnung und fing mit dem Kochen an. Nach ca. 30 min. hörte ich, wie Sandy anfing im Schlaf zu reden. Da das für mich nichts Neues war, habe ich dem Ganzen keine Beachtung geschenkt.

Plötzlich höre ich Sandy sagen: "Keine Angst Evelyne, Nicky ist da, soll ich ihr sagen dass Du hier bist?" Und dabei rieb sie das Seitenteil meiner Couch, als würde sie jemandem übers Gesicht streicheln. Ich war geschockt, ich dachte ich würde den Namen Evelyne nie wieder lesen/hören, doch jetzt lag meine Freundin auf der Couch und sprach mit ihr im Schlaf. Die erste und einzige Reaktion die darauf folgte war, dass ich zum Telefon griff, um meine Mutter anzurufen. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte Sandy nicht wecken, ich wollte nicht mal in die Nähe von Sandy kommen.

Als meine Mutter den Hörer abnahm, sagte ich ihr, dass Sandy am Schlafen sei und dass sie im Schlaf spricht. Meine Mutter klang sichtlich verwirrt, denn sie meinte zu mir: "Ja das ist doch nix Neues". Erst da wurde mir bewusst, dass ich vergaß meiner Mutter zu erzählen, mit wem Sandy sich da grade austauschte. Ich erzählte ihr, was kurz zuvor passiert ist und drehte mich langsam in Sandys Richtung.

Sie lag nun auf der rechten Seite, ihre Augen waren geschlossen, doch sie streckte eine Hand in meine Richtung. Ich wurde panisch und sagte zu meiner Mutter: "Mama was soll ich tun, sie streckt die Hand nach mir aus". Meine Mutter schien nicht zu wissen was sie mir als Antwort geben sollte, also sagte sie, dass was wohl jeder in ihrer Situation gesagt hätte: "Geh hin und nimm ihre Hand".

Ich lief langsam zu meiner Freundin und bemerkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich wusste, etwas Seltsames geschieht hier und ich war jetzt nur noch eine Marionette in einem seltsamen Spiel, dessen Regeln ich nicht kenne.

Ich ging auf Sandy zu und streckte ebenfalls meine Hand aus und ergriff ihre Hand. Es war wie eine Nanosekunde, es ging alles so schnell, ich konnte es kaum wahrnehmen. Sandy riss sich an meiner Hand hoch und nahm eine aufrechte Sitzposition ein. Ihr Rücken war ganz gerade und ihr Gesicht schaute stur geradeaus, ihre Augen waren der Horror. Ich werde diesen Gesichtsausdruck in meinem ganzen Leben nie wieder vergessen.

Die Augen soweit aufgerissen und der Glanz darin verschwunden, stattdessen ein Blick, als würde sie ins Nichts schauen. Ich saß nun mit dem Telefonhörer in der Hand vor ihr auf dem Boden, sie saß seitlich zu mir, ich konnte also von meiner Position aus ihr rechtes Profil anschauen und mein Kopf war in ihrer Schoßhöhe. Sie schaute nicht rechts zu mir hinunter, sie nahm mit der linken Hand, meinen Telefonhörer aus der Hand und sagte ins Telefon: "WARUM LÜGST DU?"

Ich hatte den Lautsprecher angemacht und hörte wie meine Mutter sagte: "Sandy ich lüge doch nicht". Doch Sandy bzw. Evelyne meinte: "DOCH DU LÜGST, DU LÜGST SCHON DIE GANZE ZEIT, GIB DOCH ENDLICH ZU, DASS ES MICH GIBT"!

Dieser Satz und die Art und Weise wie Sandy ihn aussprach, machte mich schier verrückt. Sandy ist Portugiesin mit einem starken Akzent und Dialekt, sie kann kein Hochdeutsch, doch in diesem Moment sprach sie ein einwandfreies Deutsch. Meine Mutter antwortete ihr: "Natürlich gibt es dich Sandy, sonst könnte ich ja jetzt nicht mit dir telefonieren".

Sandy antwortete daraufhin: "HIER SPRICHT NICHT SANDY, DU WEIßT WER ICH BIN".

Gott, diese ganze Situation schien meinen Horizont weit zu übersteigen, ich bemerkte nur noch, wie mir die heißen Tränen über die Wangen kullerten und ich kaum fähig war, irgend etwas zu sagen. Meine Mutter antwortete wiederum: "Du bist Sandy, ich erkenne dich doch an deiner Stimme". Und Sandy sagte: "SANDY IST NICHT DA, SIE IST AN EINEM ANDEREN ORT, DU WEIßT WER ICH BIN, GIB ES ZU UND SAGE MIR DOCH, DASS DU MICH LIEB HAST".

Jetzt war für mich der Ofen aus, ich fing an zu wimmern und zu heulen, ich schluchzte rum und bat meine Mutter darum, Evelyne endlich zu sagen, dass sie Evelyne auch lieb hat. Doch meine Mutter reagierte ganz anders als erwartet, sie sagte nämlich: "Ich kenne dich nicht, ich weiß nicht wer du bist und ich kann dich nicht lieb haben. Ich habe Nicky lieb, ich habe auch Sandy lieb, aber dich kenn ich nicht."

Ich wurde regelrecht hysterisch und panisch und heulte umso lauter, ich hatte irgendwie Angst, ich wusste nicht wer oder was Evelyne wirklich ist! Gab es eine Möglichkeit, dass ich vielleicht doch einen Zwilling hatte?!

Sandy alias Evelyne antwortete meiner Mutter: "DU HAST NICKY NICHT LIEB, DU STREITEST DICH NUR MIT IHR, DU LIEBST SIE NICHT WIRKLICH!" und sie berichtete von einem Streit, den meine Mutter und ich mal hatten. Das Interessante daran war aber, dass wir zu diesem Zeitpunkt, der viele Jahre zurück lag, alleine gewesen sind. Das war noch lange vor der Zeit, bevor ich Sandy kennen lernte!

Meine Mutter gab ihr folgendes zu verstehen: "Auch wenn ich mich mit Nicky streite, so habe ich sie trotzdem lieb und es ist nicht richtig zu behaupten, ich würde sie nicht lieben! Ich weiß nicht wer du bist und ich glaube auch nicht, dass es dich wirklich gibt!

Sandy alias Evelyne ließ nicht locker, sie sagte: "DOCH UND DU HAST MICH AUCH SCHON BEMERKT, DU HAST MICH GESEHEN UND DAS KANNST DU NICHT ABSTREITEN"!

Sie beschrieb wieder eine Situation, wo ich mit meiner Mutter allein zuhause war. Ich erinnerte mich an diese Nacht, denn ich bekam mit meiner Mutter Streit. Meine Mutter war der Überzeugung gewesen, ich hätte damals an ihrem Bett gestanden und sie angeschaut. Sie ist daraufhin wach geworden und empfand es als eine Frechheit, dass ich nachts vor ihr stehen und nichts sagen würde. Ich erinnere mich, wie sie nach mir gerufen hatte.

Ich war damals im Wohnzimmer, das direkt neben dem Schlafzimmer liegt. Ich ging in ihr Schlafzimmer und sie machte mich regelrecht zur Minna und wollte wissen, was das Ganze sollte. Ich sagte ihr ganz aufrichtig, dass ich nicht in ihrem Schlafzimmer gewesen sei und auch nicht vor ihr am Bett gestanden habe!

Daraufhin wurde meine Mutter nun richtig sauer und fragte, ob ich das witzig finde sie zu veräppeln, sie sei ja nicht blind auf den Augen! Ich schwor meiner Mutter, dass ich nicht im Raum gewesen sei und ich glaube, sie habe nur geträumt! Doch meine Mutter sagte, sie sei nicht blöd und wüsste was sie gesehen hatte! Egal was ich auch sagte, meine Mutter schenkte mir keinen Glauben, also sagte ich schlussendlich: "Okay, du hast Recht!", und ich hatte meine Ruhe und verließ das Schlafzimmer.

Es war kaum zu glauben, jetzt hat Sandy alias Evelyne zwei Situationen beschrieben, wo kein Zeuge dabei war und wie gesagt, Dinge, die Sandy nicht wissen konnte, weil sie viele Jahre vor unserem kennen lernen geschehen sind!

Meine Mutter wusste wohl nicht genau, was sie da nun drauf Antworten sollte, sie erinnerte sich zwar ebenfalls, doch sie war regelrecht sprachlos: "Ich habe in dieser Nacht Nicky an meinem Bett gesehen und sonst niemand!"

Ich war nun wirklich hysterisch und ließ meinen Kopf in Sandys schoss fallen und bat meine Mutter inständig darum, Evelyne zu sagen, dass sie an sie glaubte und dass sie sie lieb hat, doch meine Mutter konnte einfach nicht, sie gab mir zur Antwort: "Nicky, ich weiß doch nicht wer das ist, ich kann ihr nicht sagen, dass ich sie lieb habe, versteh das doch!"

Ich glaube, meine Mutter war genauso überfordert wie ich.

Ich war jedenfalls der Überzeugung, wenn meine Mutter doch zugeben würde, dass es Evelyne tatsächlich gibt und wenn sie ihr sagt, dass sie sie lieb hat, Evelyne in Frieden gehen würde, egal wohin das auch sein mochte! Ich lag also so da und heulte, als ich spürte wie Sandy alias Evelyne, meine Wange streichelte und zu mir sagte: "DU MUSST KEINE ANGST HABEN, ICH HABE DICH DOCH LIEB"!

Ich gab ihr schluchzend die Antwort: "Doch, ich habe aber Angst"!

Sandy alias Evelyne streichelte weiter meine Wange und sagte in einem Flüsterton zu mir: "ICH WOLLTE DIR KEINE ANGST MACHEN, ICH BIN IMMER FÜR DICH DA"! In diesem Moment sank der Telefonhörer nach unten, ich heulte regelrecht hysterisch in den Schoß von Sandy, sie packte wieder den Telefonhörer und ich hörte wie sie mit ihrem typischen Dialekt rein sprach: "Hallo, ist da jemand am Telefon?"!

Meine Mutter sagte: "Sandy bist du es?"
Und Sandy sagte: "Ja klar, was ist denn hier los, habt ihr einen Streit? Nicky liegt hier und weint!"
Meine Mutter sagte zu ihr: "Sandy, weißt du nicht, was gerade passiert ist?"
Und Sandy sagte: "Ich habe geschlafen, ich bin wach geworden, weil Nicky so fürchterlich weint!"

Meine Mutter sagte zu Sandy: "Lass uns auflegen Sandy, ich glaube Nicky hat dir jetzt was Wichtiges zu erzählen"! Und sie legte auf! Sandy war richtig durcheinander, ich sah es ihr an, dieser seltsame Gesichtsausdruck war gewichen und ich sah wie immer in ein freundliches und liebenswertes, vertrautes Gesicht und ich heulte noch mehr!

Ich war so glücklich, dass Sandy wieder da war. Als ich mich halbwegs wieder beruhigt hatte, erzählte ich Sandy was geschehen war! Daraufhin fing Sandy an zu weinen, sie sagte mir: "Ich weiß ja, dass ich komische Träume habe und auch im Schlaf spreche, aber es ist noch nie vorgekommen, dass ein Geist meinen Körper benutzte!"

Sandy erinnerte sich dieses Mal nicht daran, dass sie überhaupt geträumt hatte, normalerweise tat sie das nämlich und konnte den Traum immer sehr gut beschreiben. Doch diesmal war in ihrer Erinnerung nichts, ein leeres schwarzes Nichts!!!

War es wirklich mein Geisterzwilling, der mit uns Kontakt aufnehmen wollte? War sowas überhaupt möglich?? Ich meine, rein theoretisch hätte dies sogar angehen können. Ich selbst war ein Frühchen, meine Mutter war nur zur Feststellung der Schwangerschaft beim Arzt. Ultraschall gab es zu dieser Zeit noch nicht. Meine Mutter hatte einen Kaiserschnitt, folglich also Vollnarkose!

Aber wenn wir doch mal ehrlich sind, hört sich das nicht an wie ein schräger Hollywood-Film? Ich meine "Hallo?!", wir leben in Deutschland, ich kann mir kaum vorstellen, dass in einem großen Klinikum, Ärzte und Schwestern sind, die Zwillinge wohl wissentlich voneinander trennen um auf Experimentenbasis rauszufinden, wie sich Zwillinge getrennt voneinander in einem unterschiedlichen Umfeld entwickeln und heranwachsen!!

Leider ist es mir vergönnt eine Antwort auf all diese Fragen zu bekommen. Ich werde das Erlebte niemals vergessen können, es wird immer ein ungeklärtes Rätsel für mich bleiben!


 
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