Die tanzenden Särge von Buxhoeveden 

Auf dem Friedhof von Arensburg, einer Gemeinde auf der Insel Ösel, vor der Bucht von Riga, erzählt man sich eine Legende, die 1884 ihren Ursprung aus mysteriösen Ereignissen nahm, die sich in der Gruft von Buxhoeveden zutrug. Dorfbewohner von Ösel berichteten, dass sie aus der Gruft der Buxhoevedens merkwürdige Geräusche hörten und auch die Pferde von Friedhofsbesuchern brachen, ohne einen ersichtlichen Grund, regelmäßig in Panik aus.

Nach mehreren eingehenden Beschwerden und den Augenzeugenberichten, dass man aus der Gruft merkwürdige Geräusche vernahm und die Pferde schier außer sich sind, wenn sie in der nähe der Gruft festgebunden werden, wurde angeordnet, die Gruft der Buxhoeveden zu öffnen, um den Dorfbewohnern zu zeigen, dass ihre Beunruhigung völlig haltlos seien und aus dem Inneren der Gruft keinerlei Geräusche kommen könnten, da niemand Zutritt zur Gruft habe.

Doch als man die Gruft öffnete, um einen Blick hinein zu werfen, wurde es allen Anwesenden schwer ums Herz und sie gerieten in helle Aufregung, als sie das Ausmaß der Katastrophe im Inneren der Gruft sahen. Sämtliche Familiensärge der Buxhoevedens standen in der Mitte der Gruft aneinandergereiht zusammen, keines der Särge schien geöffnet worden zu sein, dennoch war man über den Anblick im Innern der Gruft äußerst verwirrt und man entschloss sich, zügig wieder Ordnung zu schaffen. Aus Sicherheitsgründen versiegelte man noch den Eingang zur Gruft, um etwaige Grabschänder davon abzuhalten, ein weiteres Mal in die Gruft einzusteigen. Nach dem versiegeln der Gruft war man der Meinung, man hätte sämtliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen und alles könnte nun wieder seinen gewohnten Gang gehen, doch leider war dies nicht das Ende.

Noch immer spielten die Pferde der Friedhofsbesucher verrückt, wenn sie bei der Kapelle in der Nähe der Gruft der Buxhoeveden festgebunden wurden. Sie rissen sich los und rannten blind und in wilder Panik weg oder sie traten um sich, drei Pferde fielen sogar tot um, insgesamt mussten elf Pferde von einem Veterinär untersucht werden, da sie sich kaum beruhigen ließen. Auch waren Friedhofsbesucher der Meinung, noch immer polternde Geräusche aus dem Inneren der Gruft zu vernehmen.

Eine weitere Zwangsöffnung war zu diesem Zeitpunkt nicht nötig, da sich ein Todesfall bei der Familie Buxhoeveden zutrug und sie ein weiteres Familienmitglied zu Grabe tragen mussten. Als jedoch der versiegelte Eingang geöffnet wurde, um dem Toten die letzte Familienehre zu gewähren, wurden die Anwesenden erneut von einem Schock heimgesucht. Zeugenaussagen zufolge sah es im Inneren der Gruft so aus, als hätte jemand die Särge tanzen lassen, alle waren sie in der Mitte der Gruft aufeinander gestapelt.

Aus den jüngsten Ereignissen wurde eine offizielle Untersuchung einberufen, der Vorsitzende des Kirchenrates Baron De Guldenstubbe wollte gemeinsam mit zwei weiteren Familienmitgliedern der Buxhoeveden dem Spuk ein Ende setzen. Man begab sich drei Tage später wieder an den Ort des Schreckens, um ein weiteres Mal mit herumliegenden Särgen konfrontiert zu werden, sogar das neueste Mitglied der Familiengruft fand sich in der Mitte des Bodens wieder, anstatt in seiner Nische, außerdem fand man an einem der Särge seltsame Markierungen. Man schaffte erneut wieder Ordnung und versiegelte den Eingang, diesmal zog man allerdings eine Wache hinzu, die die ganze Nacht über auf die Gruft aufpassen sollte, um ungebetene Eindringlinge von der Gruft fernzuhalten.

Am nächsten Morgen jedoch, und obwohl die Wache kein Auge zutat, bot sich den Anwesenden wieder ein Bild des Schreckens, diesmal jedoch schien es fast, als wäre eine unbändige Wut durch die Gruft gegangen und habe die Särge wahl- und auch ziellos durch die Gruft geworfen, wo sie teilweise auch zerschellten, so lagen nun nicht mehr nur die Särge rum, nein diesmal gaben sie auch teilweise die Leichen frei, die einst zu Grabe getragen wurden.

Man veranlasste sofort neue Särge machen zu lassen, um dann die Toten wieder einzubetten. Nun wollte man den tanzenden Särgen genauestens auf den Grund gehen. Baron De Guldenstubbe wollte Beweise einholen, dass kein Teufel am Werk war, er war davon überzeugt, dass es wohl jemandem gelungen sei, sich Zutritt zur Gruft zu verschaffen, ohne durch den Eingang kommen zu müssen und obwohl die Granitplatten im Inneren der Gruft ebenfalls sehr schwer waren, so wollte er dennoch beweisen, dass nichts Unnatürliches von statten ging. Also wurde die Idee geboren, Asche auf den Fußboden der Gruft zu verstreuen, denn sollte ein Sterblicher seinen Fuß in die Gruft setzen, so musste dieser ja seine Fußabdrücke hinterlassen.

 

Kurzerhand wurde dies getan und man verschloss ein weiteres Mal den Eingang der Gruft und ließ ihn wieder versiegeln. Zur Sicherheit verstreute man auch noch Asche rund um das Gebäude herum und auch vor den Eingang und man befahl den Wachen, die Gruft keine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Nach drei Tagen kam Baron De Guldenstubbe zurück und die Wachen berichteten von keinen besonderen Vorkommnissen, auch waren keinerlei Spuren rund um das Gebäude auszumachen, alles war, wie es drei Tage zuvor verlassen wurde. Der Baron und die Buxhoevedens öffneten voller Zuversicht den Eingang zur Gruft, was sie diesmal jedoch sahen, ließ sie an alles Gute der Welt zweifeln, die Särge standen aufrecht gelehnt am Ende der Gruft mit dem Kopfende nach unten und auf dem Fußboden waren absolut keine Fußabdrücke auszumachen.

Nach diesen letzten Vorkommnissen kam man zu dem Entschluss, die Familie Buxhoeveden komplett umzubetten und woanders zu beerdigen, die Gruft selber ließ man für ein letztes Mal versiegeln.

Das Rätsel über die tanzenden Särge wurde nie gelöst!

Anmerkung:

Das Wort Gottes Bleibet Ewiglich

Die Familie Buxhoeveden ist eines der ältesten Familien von Ösle. Albert von Buxhoeveden gehört zu den bedeutendsten Missionsbischöfen des 13. Jahrhunderts. Bis zur Reformation wurde er am 1. Juni in Riga als Heiliger verehrt. Ebenso wurde der Schwertbrüderorden 1202 in Livland von Bischof Albert von Buxhoeveden
(um 1165 †17.1.1229) gegründet.

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