Gillian´s Way

Gillian´s Way - der Spuk im Moor

In Schottland gibt es so manche schaurige Geistergeschichten: schwarze Hunde, die um Mitternacht mit Augen so groß wie Whiskeygläser umherwandeln oder rothaarige Fischer, die skurrile Weissagen prophezeien sind eigentlich gerade in kleinen, entlegenen Dörfern an der Tagesordnung.
Geister- und Spukgeschichten werden hier den Kindern quasi mit in die Wiege gelegt,
dennoch gibt es eine Geschichte, die jedes Kind in der Küstengegend von Grampian auswendig kennt.

Die Geschichte von Alexander Gillian.

Dieser soll der Legende nach im Moor von Stynie umhergehen und selbst Förster oder Jäger sollen gewisse
Wege oder Pfade aus Angst vor Alexander´s Geist meiden.



Alexander Gillian war seinerzeit ein Bauernknecht in einem winzigen Dorf in der Nähe von Elgin. Als irischer Einwanderer
wurde er von seinem Mitmenschen eher gemieden, Gerüchten zufolge wird immer noch erzählt,
dass Alexander ein schwachsinniger und zurückgezogener Mann war.
Im Jahre 1810 geschah dann ein Unglück: ein zehnjähriges Mädchen verschwand plötzlich spurlos.
Die ganze Gemeinde suchte vergeblich in den umliegenden Mooren und Wäldern nach dem kleinen Mädchen.
Nach einer langen Suche wurde das Mädchen schließlich von Spürhunden gefunden.
Das tote Mädchen lag mit aufgeschlagenem Schädel im Wald – in der Nähe des Fundortes entdeckten Männer
blutdurchtränkte Kleidungsstücke, die der Kleidung von Alexander ähnelten.
Er wurde daraufhin wegen Belästigung und Ermordung des kleinen Kindes verhaftet.



Am 29. September wurde ihm in Inverness der Prozess gemacht unter der Leitung von Oberrichter Charles Hope. Dieser erzkonservative Richter erließ die Verhandlung ohne Aussage von Alexander´s Seite und obwohl der Beweis, dass es sich tatsächlich um Alexanders Hose handele nicht hieb- und stichfest war, wurde er schließlich zum Tode verurteilt.
Während der Verhandlung hielt Alexander ein Stück Papier in den Händen, doch es wurde ihm kein Gehör geboten.
Ein christliches Begräbnis wurde ihm aufgrund der Schwere der Tat verwährt: er sollte nach der Hinrichtung an Ketten aufgehängt werden, bis die Vögel seine sterblichen Überreste vertilgt hätten und die Knochen von allein vermodert wären.
Seine Hinrichtung wurde an der Stelle im Moor vorgenommen, wo er angeblich das Mädchen umgebracht hatte.
Trotz dem Alexander sich nicht zu den Vorwürfen äußern durfte, wurde er am 14. November an den Ort seiner Hinrichtung überführt noch immer mit dem Stück Papier in den Händen haltend, welches er während der Gerichtsverhandlung
nicht verlesen durfte. Nachdem Alexander gehängt wurde, steckte man ihn in einen Eisenkäfig und hängte ihn erneut auf.
Am nächsten Morgen war Alexanders Leiche jedoch aus dem Käfig verschwunden.
Die Anwohner aus dem Dorf mochten zu den Begebenheiten keine Stellung nehmen, noch war irgendjemand imstande sich
dem Stück Papier, welches immer noch am Hinrichtungsort befand, anzunehmen.
Einige Menschen behaupteten jedoch, dass am Gillians-Way, wie er seit jeher bekannt war, die geisterhafte Gestalt
Alexanders unter den Tannen kauern gesehen zu haben.
Der Legende zufolge soll auf dem Stück Papier ein Schuldbekenntnis derart gestanden haben, dass er sich in die Schwester
des Mädchens verliebt hatte, von jenem jedoch verschmäht wurde. Als er sich mit ihr im Wald treffen wollte,
hätte er im Nebel jedoch die falsche erwischt, so dass es ein unglücklicher Zufall gewesen sei.

Auch weitere 100 Jahre hing der Käfig an seinem Platz am Gillians-Way und trotzte scheinbar jeglichen
Umwelteinflüssen – ganz zum Leidwesen und Ärgernis der Bewohner, denn jeder leise Windzug ließ die Ketten am Käfig
rasseln und die Holzbalken am Galgen knarren. 1911 erließ Herzog von Richmond nach Bitten der Anwohnern
den Galgen an Ort und Stelle verbrennen. Zur selben Zeit wurden in der Nähe Gräben ausgehoben – bei diesen
Arbeiten kam ein Skelett zum Vorschein, welches von einem Arzt als menschliche Knochen eines Mannes erklärt wurden.
Die Menschen erzählten sich, dass wohl jemand Mitleid mit Alexander hatte und ihm ein würdigeres Grab anstelle des
Käfigs wünschte und somit in unmittelbarer Nähe begrub.



Die Asche des Galgens wurde den menschlichen Überresten übergeben und mit einem Kreuz würdevoll zu einem
Grab vollendet. Das Kreuz befindet sich auch heute noch im Moor, dennoch berichten die Menschen, dass sich im Umkreis
von 30km kein Reh hertraut noch ein Vogel zu zwitschern hören ist.


Alexander soll immer wieder im Wald gesehen werden…


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