Bilokation


Immer wieder wird davon berichtet, dass Menschen irgendwo gesehen wurden, obwohl sich diese zu besagter Zeit an einem anderen Ort befanden. Was hat es damit auf sich? Und wie wird das Ganze zu erklären versucht?

  

Unter Bilokation wird die Fähigkeit eines Menschen, an zwei Orten gleichzeitig zu sein, verstanden. Meist ist der "Doppelgänger" des Menschen feinstofflicher Natur und verschwindet so schnell, wie er auch aufgetaucht ist. Oft entstehen diese "Doppelgänger" völlig unbewusst und der Mensch, der ihn "produziert", hat meist keine Ahnung davon, dass es zwei von sich gibt.

In der Psychologie wird der Doppelgänger meist als die böse bzw. dunkle Seite eines Menschen bezeichnet, womit schlechte Angewohnheiten wie z.B. Drogen, Alkohol oder Gewalt zu erklären versucht werden.

Auch werden die Doppelgänger als "Vorboten" bezeichnet, die wohl meist von medial veranlagten Menschen "produziert" werden, wenn diese in Gedanken bereits an ihrem "Zielort" sind*.

*Anm.: Somit kann die These, dass der Doppelgänger die schlechte Seite eines Menschen sein soll, nicht stimmen.


Pater Pio

Bilokation wird in der katholischen Kirche einigen Heiligen zugeschrieben, da bei diesen der Wunsch Gutes zu tun so stark gewesen sein soll, dass sie, während sie an einem Ort ihre Pflichten erfüllten, an einem anderen Ort ihren Bestimmungen nachgingen. Einer der bekanntesten Fälle ist der des Pater Pio, welcher immer wieder an zwei Orten gleichzeitig gesehen wurde. (Siehe dazu Stigmata)


  
    Pater Pio (1887-1968)

Augenzeugen berichten:

Eines Tages kam ein ehemaliger Armeeoffizier in die Sakristei, wo sich auch Pater Pio befand und rief, er habe ihn gefunden, hier sei er richtig. Nachdem er sich Pio genähert hatte, kniete er vor ihm nieder und bedankte sich dafür, dass dieser ihm das Leben gerettet hatte. Den anderen anwesenden Personen berichtete der Offizier folgendes: "Ich war Kapitän der Infanterie. Als ich eines Tages auf dem Schlachtfeld war, sah ich nicht weit von mir einen Ordensmann, der `Herr, gehen Sie weg von dieser Stelle!' rief. Ich lief auf den Ordensmann zu, als auf einmal eine Granate genau auf die Stelle einschlug, an der ich mich eben selber befunden hatte. Die Granate riss einen Trichter in den Boden. Ich rannte weiter in der Absicht, den Ordensmann zu finden, aber er war nicht mehr da."

Pater Alberto, welcher Pater Pio im Jahre 1917 traf, erzählte folgende Geschichte: "In San Giovanni Rotondo* sah ich Pater Pio vor dem Fenster stehen, dessen Blick auf den Berg gerichtet war und mit sich selbst sprach. Ich näherte mich ihm, um seine Hand zu küssen, aber er bemerkte mich nicht. Ich sah, dass er seinen Arm hocherhoben hatte - in dem Augenblick hörte ich, wie er jemandem die Absolution erteilte und die Lossprechung gab. Nach einiger Zeit schüttelte ich ihn, da er wie aus einem Schlaf endlich zu sich kam. Er schaute mich an und sagte verwundert, dass er mein Kommen gar nicht mitbekommen hatte.

Wenige Tage danach traf ein Telegramm aus Turin ein, worin sich jemand beim Klostervorsteher bedankte, dass er Pater Pio nach Turin geschickt habe, um einem Sterbenden beizustehen. Ich stellte dann fest, dass der Mann im gleichen Moment starb, in dem Pater Pio ihn in San Giovanni Rotondo segnete."

    *Anm.: San Giovanni Rotondo liegt in Italien

In Wirklichkeit wurde Pater Pio vom Klostervorsteher nicht nach Turin geschickt, sondern war nur aufgrund einer Bilokation dort.

 Eine Familie kam im Jahre 1946 von Philadelphia nach San Giovanni Rotondo, um Pater Pio für seine Hilfe zu danken. Während des Zweiten Weltkrieges war der Sohn der Familie Pilot eines Bombenflugzeuges, welches nach der Übernahme der Bomben auf einer Insel landen sollte. Doch ehe dies geschah, wurde das Flugzeug von einem japanischen Kampfflieger abgeschossen, woraufhin die Maschine explodierte, noch bevor sich die Mannschaft aus dem Flugzeug retten konnte. Der damalige Pilot berichtet:

"Ich selbst konnte mich durch einen Absprung retten, ich weiß selbst nicht, wie ich das schaffte. Ich bemühte mich, den Fallschirm zu öffnen - jedoch vergebens. Ich wäre auf dem Boden zerschmettert worden, wenn mir nicht ein Ordensmann geholfen hätte, der mir in der Luft erschien - er hatte einen weißen Bart. Er packte mich an den Armen und ließ mich sanft am Flugplatz auf den Boden gleiten. Sie können sich denken, was für ein Erstaunen meine Worte hervorriefen, als ich den Vorfall berichtete. Niemand wollte mir glauben, aber durch die Tatsache meiner Anwesenheit mussten mir alle glauben. Einige Tage später erkannte ich den Ordenmann, der mein Leben gerettet hatte, wieder, als ich nämlich auf Urlaub nach Hause kam. Ich sah diesen Mönch auf einem Foto meiner Mutter. Sie teilte mir mit, dass sie zu Pater Pio gebetet hatte, sich um mich zu kümmern."

Bei einer Frau, die mit ihrer Tochter und deren Ehemann gemeinsam in einem Haus wohnte, wurde auf dem Arm ein Krebsgeschwulst diagnostiziert. Nach langen Diskussionen stimmte sie letztendlich ihrer Tochter zu und beschloss, eine Operation über sich ergehen zu lassen. Der dafür zuständige Arzt riet, noch ein, zwei Tage zu warten, um einen Operationstermin festzulegen. Der Schwiegersohn der Frau schrieb sogleich einen Brief an Pater Pio, in dem er ihn bat, für seine Schwiegermutter zu beten.

Zur gleichen Zeit - als der Brief Pater Pio erreicht hatte - sah die krebskranke Frau einen Mönch in ihr Zimmer kommen, der sich als Pater Pio vorstellte. Er fragte nach ihrem Befinden und was ihr Arzt gesagt hatte und ermutigte die Frau, ihren Glauben nicht zu verlieren. Danach machte er ein Kreuzzeichen über der Stelle, an der die Ärzte den Krebsgeschwulst entdeckt hatten und verließ sogleich den Raum. Die Frau rief nach ihrer Tochter und deren Ehemann und fragte, warum sie nicht informiert wurde, ehe sie Pater Pio ins Zimmer ließen. Diese meinten jedoch, dass niemand gekommen sei, geschweige denn, die Tür der Zimmers geöffnet wurde.

Als am nächsten Tag der zuständige Arzt erneut eine Untersuchung durchführte, war die Geschwulst am Arm der Frau verschwunden.
 

Therese Neumann
(1898-1962)

Aber auch von Therese Neumann wird behauptet, die Fähigkeit der Bilokation besessen zu haben.

Bevor der Kapuzinerpater Ingbert Naab von Eichstätt in die Pfalz abreiste, bat er Therese, die sich zu der Zeit ebenfalls in Eichstätt befand, für ihn zu beten. Als der Pater in einer Kirche in seinem Zielort gerade eine Ansprache hielt, sah er Therese ganz hinten stehen. Sie soll ein schwarzen Kleid und ein weißes Kopftuch getragen und fast eine ganze Stunde lang der Ansprache des Paters zugehört haben. Therese hatte aber Eichstätt gar nicht verlassen, die hatte nur gemeinsam mit ihrer Schwester für Pater Ingbert Naab gebetet.

Zwei Jahre danach erklärte Therese, dass damals nicht sie in der Kirche in Pfalz war, sondern, dass es womöglich ihr Schutzengel war, der ihre Gestalt angenommen hatte.
 
Als ein Mann aus der Gegend von Konnersreuth keine Arbeit mehr finden konnte, war er so verzweifelt, dass er sich das Leben nehmen wollte und zwar, indem er sich unter einen fahrenden Zug werfen wollte. Er suchte sich eine einsame Stelle im Wald und hörte auch schon den Zug kommen, als er plötzlich von einer Hand zurückgezogen wurde.

Als er sich umdrehte, sah er Therese Neumann vor sich stehen, die ihn mitleidsvoll ansah. Der Mann wurde von ihr überredet, Pfarrer Naber aufzusuchen und ihm um Rat zu bitten, was er auch tat und somit von seinem Vorhaben abgehalten wurde.

Therese selbst erzählte, dass sie an besagtem Tag sehr viel gelitten habe und verzweifelt war, sich aber nicht erklären konnte, warum sie so fühlte.

Es wird sogar berichtet, dass - obwohl Pater Pio und Therese Neumann sich nie gesehen haben - sie während einer Bilokation Kenntnis voneinander bekommen haben.
    

   
     

Emilie Sagée

Auch der französischen Lehrerin Emilie Sagée soll die Fähigkeit der Bilokation zugesprochen.

Im Jahre 1845 wurde die damals 32-jährige Emilie von einem Mädchenpensionat in Neuwelcke als Französischlehrerin angestellt. Emilie soll sehr groß und dünn gewesen sein und wunderschöne blaue Augen gehabt haben. Sie wurde als eine Frau mit einer zarten Haut, kastanienbraunen Haaren beschrieben, die eine liebevolle Art an sich hatte, die man nicht wirklich mit Worten beschreiben konnte.

Eigentlich konnte nichts schief gehen, bis innerhalb von wenigen Wochen Gerüchte über sie verbreitet wurden. Bald geschah es, dass sie von mehreren Schülerinnen zur gleichen Zeit, aber an verschiedenen Orten gesehen wurde. Sie meldeten diese Vorkommnisse anderen Lehrern bzw. der Schulleitung, doch das wurde nicht ernst genommen und als Irrtum und Versehen abgetan.

Doch bald wurde diese Theorie widerlegt, als die gesamte Klasse während des Unterrichts ihre Lehrerin doppelt vor sich sah. Der einzige Unterschied zwischen Emilie und ihrem "Doppelgänger" war, dass die "echte" Lehrerin eine Kreide in der Hand hielt.

 Die Ereignisse häuften sich und die Schülerinnen waren nicht die Einzigen, die diese sahen. So geschah es, dass die Mädchen mit Emilie zu Abend aßen, als auf einmal hinter der Lehrerin eine zweite Emilie erschien und die gerade ihr Essen essende Lehrerin nachahmte. Dies konnte auch von den dort arbeitenden Dienstmädchen beobachtet werden.

Doch Emilie Sagées Doppelgänger imitierte die Lehrerin nicht nur, sondern agierte unabhängig von der "echten" Emilie. Zum Beispiel blieb die Doppelgängerin im Sessel sitzen, als die "echte" Emilie aufstand, um ihrer Arbeit nach zu gehen.

 Als Emilie Sagée eines Tages krank im Bett lag beschlossen eine kleine Gruppe von Mädchen abwechselnd ihre Lehrerin zu versorgen bzw. ihr etwas vorzulesen. Als eines der Mädchen, Antonie von Wrangel, an der Reihe war, bemerkt diese, dass die Lehrerin auf einmal sehr blass wurde. Antonie fragte diese, ob sie in Ordnung sei, woraufhin Emilie mit einer schwachen und zittrigen Stimme antwortete, dass sie es nicht sei.

Einen kurzen Moment später konnte Antonie sehen, wie das Ebenbild von Emilie in völliger Gesundheit und Frische durch das Zimmer wanderte. Antonie erzählte Emilie nichts davon, doch später teilte sie den anderen mit, was geschehen war.

Am Anfang nur von einzelnen Personen gesehen, wurde Emilie doch von insgesamt 42 Schülerinnen beobachtet, als sie im Garten Blumen pflückte und gleichzeitig im Aufenthaltsraum auf einem Stuhl zu sehen war. Als diese später befragt wurde meinte sie, sie habe beim Blumenpflücken gesehen, wie eine aufsichtführende Lehrerin von ihrem Stuhl wegging und somit die Schülerinnen unbeaufsichtigt ließ und sie sich Gedanken darüber gemacht hatte, was wohl geschehen war. Sie wünschte sich, dass die Mädchen nicht unbeaufsichtigt bleiben würden - dies war womöglich der Auslöser für die Doppelgängerin auf dem Stuhl.

 Obwohl sehr ängstlich, sollen zwei von den nun von Emilie beaufsichtigten Schülerinnen sehr neugierig gewesen sein und die Doppelgängerin berührt haben. Sie berichteten, dass sie einen leichten Widerstand gespürt hatten, aber als die eine Schülerin ganz mutig mit der Hand durch die Lehrerin gefahren ist, soll diese nichts davon mitbekommen haben.

Emilie selber soll ihrem Doppelgänger nie begegnet sein, doch soll sie aufgrund der Reaktionen aus ihrem Umfeld erahnt haben, dass es nun wieder so weit war. Auch soll die "echte" Emilie immer sehr blass geworden sein, ja so, als ob sie auf einmal energielos wäre, wenn ihr Doppelgänger im "Einsatz" war.

Als die ganzen Vorkommnisse über ein Jahr lang andauerten und immer mehr Eltern ihre Töchter von der Schule nahmen, wurde Emilie Sagée gekündigt, woraufhin diese gestand, davor schon aufgrund ähnlicher Vorfälle bereits fast zwanzig Stellungen verloren zu haben.


   



Mögliche Erklärungsversuche

Ein Versuch, Bilokation zu erklären ist, dass die erlebten Ereignisse falsch interpretiert wurden mit z.B. einem falschen Datum oder Zeitangabe.

Auch mit der Begründung, Halluzinationen oder optische Täuschungen gehabt zu haben wird Bilokation meist abgetan. Dadurch, dass das Gehirn durch die Sinne ungewöhnliche Informationen erhält soll es zu Fehlinterpretationen kommen und Menschen dadurch nur das sehen, was sie sich erwarten bzw. wünschen zu sehen. Unser Gehirn ist so programmiert, dass es in allen Reizen, die zu unseren Sinnen gelangen, einen Sinn finden will. So auch bei unvollständigen Informationen: Somit wandelt das Gehirn einen kleinen sensorischen Reiz in etwas anderes um, was das Bewusstsein "erwartet".

Optische Täuschungen können durch Kerzenlicht, Sonnenstrahlen, Schatten oder auch Lichtspiegelungen entstehen und sind immerhin eine von vielen Erklärungsversuchen.

Auch wird Bilokation damit erklärt, dass das Bewusstsein keine Zeit wie Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft kennt und somit alle Ereignisse gleichzeitig stattfinden. So soll es auch Vorkommen, dass sich Erscheinungen aus der Zukunft in die Gegenwart projizierern.

     


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