Der Ankou 

Der bretonischen (Region im Nordwesten Frankreichs) Überlieferung nach, soll der Ankou als personifizierter Tod gelten. Er wird aber auch als Geist bezeichnet, der Friedhöfe bewacht, die Gräber vor unerwünschten Eindringlichen schützt und die Nähe der Menschen sucht. Es heißt, dass derjenige zu einem Ankou wird, der als Erstes zu Beginn des Jahres beerdigt wird. Man sagt aber auch, dass derjenige zu einem Ankou wird, der als Erstes, bei lebendigem Leibe, auf einem neuen Friedhof begraben wird, dafür sollen sogar Wahlen geben, bei denen derjenige gewählt wird.

Der Ankou soll sich all denen, die dem Tode nahe sind - das sind vor allem alte und kranke Menschen - zeigen. Meist soll er als Skelett auf einem quietschenden Wagen fahren und eine Sense bei sich haben, oder auch in verschiedenen Tiergestalten soll er schon gesehen worden sein. Man berichtet auch, dass er ein riesiger Mann mit einem dunklen Mantel sein soll, der Tote auf seinen Karren lädt. Es heißt, dass, wenn man den Ankou erblickt, der Tod nicht weit entfernt ist.

In verschiedenen Beinhäusern (überdachte Räume, in die Gebeine der Toten umgebettet werden, damit auf dem Friedhof Platz für weitere Bestattungen geschaffen wird) sollen verschiedene Darstellungen des Ankous vorhanden sein. Der Ankou soll die Seelen der Menschen gleich nach ihrem Tod empfangen, um diese dann in die Unterwelt zu begleiten.


Ein Beinhaus


Eine Sage aus der bretonischen Ortschaft Quimper besagt, dass es einmal einen reichen Gutsbesitzer gab, der alle Dorfbewohner zu einem großen Schlachtfest einlud. Die Einladungen soll er nach der Kirchenmesse auf einem Friedhof bekannt gegeben haben, worauf er eine Stimme vernahm, die ihn fragte, ob er auch eingeladen sei, worauf dieser bejahte.

Einige Zeit, nachdem die Feier begann, kam ein Gast in zerlumpten Kleidern, der sehr stark nach Fäulnis stank, den Kopf gesenkt hielt und mit niemandem sprach. Als das Fest zu Ende war und alle Gäste sich aufmachten, um nach Hause zu fahren, erhob der seltsame Gast sein Haupt und man sah, dass er keinen menschlichen Kopf, sondern einen Totenschädel besaß. Er nahm seine Kleidung ab und ein Skelett kam zum Vorschein, der sich als Ankou vorstellte. Er berichtete, dass er gekommen sei, weil der Gastgeber nur noch acht Tage zu leben hätte und er gekommen sei, um ihm davon zu berichten, damit dieser genügend Zeit hat, seine Angelegenheiten zu erledigen und sich auf seinen bevorstehenden Tod vorbereiten konnte. Acht Tage danach starb der reiche Gutsbesitzer.

Man sagt, dass der Ankou meist an Allerheiligen gesichtet wurde.


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