Bradford-on-Avon


Nur wenige Meilen von der englischen Stadt Bath entfernt, liegt die schönste Gemeinde der Grafschaft Wiltshire - "Bradford-on-Avon". Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Ort gehört die kleine Steinkirche angelsächsischen Ursprungs aus dem 11. Jahrhundert. Sie überdauerte die Jahrhunderte - Krieg und Verwüstung - nur deshalb, weil sie zeitweise als Scheune oder Lagerhaus benutzt wurde, und zudem von anderen Gebäuden umgeben war, wodurch ihre Identität mit der Zeit verloren ging.

Die kleine angelsächsische Kirche St. Lawrence

Wiederentdeckt wurde die Kirche erst im 19. Jahrhundert. Ein archäologisch interessierter Geistlicher erblickte die Kirche, als er von einer Anhöhe aus den Gebäudekomplex überschaute und das verborgene Kirchlein anhand seiner Dachform identifizierte. Erst nach einigen Mühen gelang es dem Pfarrer, endlich die Mitbürger und Altertumsforscher für die Restaurierung des Gotteshauses zu interessieren. Zunächst wurden sämtliche Gebäude, die das Kirchlein umsäumten oder die mit ihm direkt verbunden waren, abgerissen. Zurück blieb ein Kleinod aus Stein, das nach seiner endgültigen Restaurierung im Laufe der Zeit zur Touristenattraktion wurde. Auffallend sind seine extrem kleinen Abmessungen. Das Hauptschiff ist nur 7,5 Meter lang und 3,5 Meter breit. Der Vorbau stellt mit einer Grundfläche von lediglich einem Quadratmeter ein Kuriosum dar, das weltweit einmalig sein dürfte.

Der Ortspfarrer hatte die Gewohnheit, in dem restaurierten Gotteshaus von Zeit zu Zeit Gottesdienste abzuhalten. Dabei soll er häufig von einer unsichtbaren Entität gestört worden sein. Da sein Bruder, der ebenfalls Pfarrer war, beim Besuch dieser Kirche die gleichen beunruhigenden Erfahrungen gemacht hatte, wagte er es nach einigem Zögern, offen über dieses Phänomen zu sprechen. Gemeindemitglieder, die an der Messfeier teilnahmen, klagten über ähnliche unangenehme Empfindungen, die sie vor allem in der Nähe der Kanzlei zu spüren bekamen. Etwa Böses schien von ihnen Besitz ergreifen zu wollen. Der Einfluss dieser "Wesenheit" war manchmal so stark, dass der Pfarrer während des Gottesdienstes die Nerven verlor oder einem Ohnmachtsanfall nahe war.

   
    Eileen Garrett (1893 - 1970)

Als die Vorsitzenden der Parapsychologischen Gesellschaft Großbritanniens, der berühmten S.P.R., von den Vorgängen in Bradford-on-Avon erführen, schickten sie ihr bestes Medium, Eileen Garrett, zusammen mit zwei Begleitern - dem Ehepaar Barber - dorthin, um die Ursache zu erkunden.

Eileen Garrett betrat das Kirchlein und sah sich übergangslos ein einer völlig fremden Umgebung versetzt, in ein Gotteshaus, wie es Jahrhunderte zuvor ausgesehen haben mochte. Als sie sich umsah, nahm sie vor der Kirche eine große Menschenmenge wahr, Personen, denen offenbar gerade das Abendmahl gereicht wurde. Der besseren Übersicht wegen begab sie sich daraufhin an eine Stelle unmittelbar neben der Kanzel, von wo aus sie durch ein Guckloch nach draußen blicken konnte. Ihr fiel auf, dass die Männer und Frauen, wie Menschen des 15. oder 16. Jahrhunderts gekleidet waren. In den Gesichtern der Leute stand Hass und Ablehnung geschrieben. Frau Garrett gewann den Eindruck, dass man diesen armen Menschen zum Gottesdienst befohlen hatte. Niemand von ihnen schien von Freude und inneren Frieden erfüllt zu sein.

Erst viel später erfuhr sie, dass es vor Jahrhunderten in der Nähe von Bradford eine große Leprakolonie gegeben hatte. Die von der Krankheit befallenen Menschen waren zur Sicherheit der Gesunden nur außerhalb der Kirche zum Gottesdienst zugelassen. Predigt und Gebete vernahmen sie allenfalls durch die kleinen Fenster und die Öffnung neben der Kanzel. Solche Gucklöcher sind auch heute noch in vielen alten Kirchenbauten Englands zu sehen.



Noch während Frau Garrett durch die Öffnung nach draußen schaute, wurde sie plötzlich unsanft am Hinterkopf geschubst. Da sich zu diesem Zeitpunkt außer ihr und den Barbers weiter niemand in der Kirche aufhielt, glaubte sie zunächst, dass ihre Begleiter sie versehentlich angerempelt hatten. Die beiden hielten sich in diesem Augenblick jedoch an einer anderen Stelle auf. Die größte Überraschung stand Frau Garrett aber noch bevor, denn mit einemmal sah sie sich einem furchterregenden Individuum gegenüber, das in der Nähe von etwas stand, das wie eine Tür aussah. Obwohl sie wusste, dass es dort in Wirklichkeit keine Tür gab, schritt sie, neugierig geworden, geradewegs auf diese zu, wobei sie sich der unheimlichen Erscheinung bedenklich näherte.

Aus nächster Nähe erwies sich die vermeintliche Tür als ein in die Wand gelassenes Gewölbe, in dem etwas Unleserliches eingemeißelt war. Diese Entdeckung schien ihr derart interessant, dass sie spontan die Barbers herbeirief. Ob sie ihrer Aufforderung nachkamen, erfuhr sie nicht mehr, denn im gleichen Augenblick erhielt sie einen kurzen, kräftig geführten Stoß gegen den Hinterkopf. Sie taumelte, fiel der Länge nach hin und verlor das Bewusstsein. Es war, als habe sie eine unsichtbare Hand mit Absicht zu Boden geschlagen. Zwei Stunden später kam sie in einer Gastwirtschaft wieder zu sich. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen.

Unbeeindruckt von ihrer Erfahrung, nahm sich Frau Garrett mehrmals fest vor, dass Kirchlein noch öfters zu besuchen. Aber wie auch immer sie es anstellte, wurde ihr Vorhaben stets durch andere wichtige Termine durchkreuzt. Frau Garrett erweckt durch ihre Schilderung den Eindruck, als wäre sie beim Betreten des Gotteshauses in eine ferne Vergangenheit entdrückt worden. Sie beschrieb nämlich die Kirche ganz anders, als es sich Besuchern heute darbietet. Auch gab es in ihrer Vision unmittelbar neben der Kirche keine Gebäude, sondern nur freies Feld.
 
Es scheint, als ob die schrecklichen Zustände der damaligen Zeit, in einer anderen Realität bis in alle Ewigkeit fortdauern.

 
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